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Kolumbien: Bewaffnete Gruppen schicken Kinder in den Krieg

UN-Sicherheitsrat befasst sich mit Kindersoldaten in Kolumbien

Bewaffnete Gruppen in Kolumbien sind für die schwersten Verstöße gegen internationale Normen, was das Rekrutieren und den Einsatz von Kindersoldaten angeht, verantwortlich, sagte Human Rights Watch heute. Die kolumbianische Regierung sollte das UN-Abkommen, das diese Praxis verbietet, unterzeichnen und umsetzen.

Morgan wird sich der UN-Sicherheitsrat mit dem Bericht des Generalsekretärs über Kinder und Bewaffneten Konflikt befassen, der Kolumbien als eines der Länder nennt, in denen Kindersoldaten eingesetzt werden. Drei der in Kolumbien aktiven bewaffneten Gruppen -die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC), das Nationale Befreiungsheer (ELN) und die paramilitärischen Gruppen- werden in dem Bericht besonders gerügt.

"Die Vereinten Nationen haben festgestellt, dass sowohl die Guerillas als auch die Paramilitärs grundlegende humanitäre Normen verletzen, indem sie Kinder im bewaffneten Kampf einsetzen," sagte José Miguel Vivanco, Direktor bei Human Rights Watch. "Diese schrecklichen Praktiken fügen den Kindern in Kolumbien und auch der Gesellschaft als Ganzes unermesslichen Schaden zu."

Human Rights Watch schätzt, dass mehr als 11.000 Kinder im bewaffneten Konflikt in Kolumbien kämpfen, eine der höchsten Raten weltweit. Zumindest einer von vier irregulären Frontkämpfern in Kolumbien ist unter 18 Jahre alt. Mehrere tausend davon sind unter 15 Jahren, dem Mindestalter für Rekrutierung durch Streitkräfte oder bewaffnete Gruppen nach den Genfer Konventionen.

Um zu helfen, dieses Problem anzugehen, forderte Human Rights Watch den kolumbianischen Kongress dazu auf, das optionale Protokoll zur Konvention über die Rechte des Kindes zur Beteiligung von Kindern in bewaffneten Konflikten zu ratifizieren und umzusetzen. Das Abkommen, das Kolumbien im Jahr 2000 unterzeichnet, aber noch nicht ratifiziert hat, setzt 18 als das Mindestalter für direkte Beteiligung an Kampfhandlungen, für Zwangsrekrutierung und für jede Art von Rekrutierung oder Einsatz in Kampfhandlungen durch irreguläre bewaffneten Gruppen.

Annähernd 80 Prozent der Kindersoldaten in Kolumbien gehören zu einer der linksgerichteten Guerillagruppen, der FARC und des ELN. Die Übrigen gehören paramilitärischen Gruppen an.

Im Jahr 2004 startete die UNICEF mit dem ELN und den Vereinigten Selbstverteidigungsgruppen von Kolumbien (AUC), einer Koalition von paramilitärischen Gruppen, informelle Gespräche über ein Ende der Rekrutierung von Kindersoldaten. Dem Bericht des Generalsekretärs zufolge zeigten diese Gruppen Willen zum Dialog, gingen jedoch keinerlei Verpflichtungen ein, ihre Praktiken zu beenden.

Die FARC rekrutieren und setzen weiterhin Kinder ein, und haben keine Absicht, das zu ändern. Nach Einschätzung von Human Rights Watch ist die Mehrheit der Kindersoldaten in Kolumbien unter dem Kommando der FARC im Einsatz. Eine konservative Schätzung besagt, dass 20 bis 30 Prozent aller Kämpfer der FARC unter 18 Jahre alt sind.

Nach der Erklärung eines Waffenstillstandes im Dezember 2002 versprachen paramilitärische Gruppen, alle Kinder aus ihren Rängen zu entlassen. Mehr als zwei Jahre danach ist nichts dergleichen geschehen. Dem Bericht des UN-Generalsekretärs zufolge haben paramilitärische Kräfte weniger als 180 Kinder an die kolumbianischen Behörden übergeben. Tausende andere Kinder jedoch werden weiter als Soldaten eingesetzt, auch jetzt, da Anführer der Paramilitärs mit der Regierung in Verhandlungen über die Demobilisierung ihrer Truppen eintreten.

Der kolumbianische Kongress debattiert derzeit Gesetze zur Regelung der Demobilisierung von paramilitärischen Gruppen. Human Rights Watch drängt den Kongress dazu, die Demobilisierung von Kindern in den paramilitärischen Gruppen in die aktuelle Debatte als Priorität einzubeziehen. Der Kongress sollte darüber hinaus sicherstellen, dass die, die für die Rekrutierung von Kindern verantwortlich sind, zur Rechenschaft gezogen werden.

"Das Demobilisierungsgesetz muss eine klare Botschaft an alle bewaffneten Gruppen senden, die Kindersoldaten einsetzen," sagte José Miguel Vivanco. "Wenn Kolumbien die Verantwortlichen für die Ausbeutung dieser Kinder nicht vor Gericht stellt, ist es wahrscheinlich, dass diese abscheulichen Verbrechen weitergehen."

In einem Bericht aus dem Jahr 2003, "You'll Learn Not to Cry: Child Combatants in Colombia," dokumentiert Human Rights Watch, wie sich sowohl die Guerrillas als auch die Paramilitärs die Verzweiflung von Armenkindern in ländlichen Kampfzonen zunutze machen.

Viele Kinder treten wegen Nahrung und körperlichem Schutz in die Verbände ein, um häuslicher Gewalt zu entkommen, oder wegen des Versprechens von Geld. Einige werden mit Waffengewalt zum Eintritt gezwungen, oder treten aus Angst ein. Schon Kinder im Alter von 13 werden in der Handhabung von Sturmgewehren, Granaten und Mörsern unterrichtet.

Kindersoldaten nehmen auf Befehl oft an willkürlichen Hinrichtungen, Folter, Mord, Entführungen, und Angriffen auf Zivilisten teil. Sie sind auch Krankheit, körperlicher Erschöpfung, Verletzung, plötzlichem Tod und Folter in Feindeshand ausgesetzt. Kinder, die versuchen zu fliehen und zu ihren Familien zurückkehren, laufen Gefahr, hingerichtet zu werden.

Der Bericht des Generalsekretärs beschreibt auch andere Fälle des Missbrauchs von Kindern durch die illegalen bewaffneten Gruppen in Kolumbien, darunter Vergewaltigungen und Tötungen. Besonders hebt der Bericht die Ermordung eines im Jahr davor entführten 15-jährigen Mädchens durch die FARC im September 2004 hervor.

"Die FARC haben keine Bereitschaft gezeigt, die Ausbeutung und Schädigung von Kindern zu beenden," sagte Vivanco. "Im Gegenteil, der Missbrauch scheint sich noch verschlimmert zu haben."

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